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Wort zur Woche: Judika

26.03.2020

Wort zur Woche - Sonntag Judika

„Einer für alle, alle für einen!“- so lautet das Motto der Musketiere in den Romanen von Alexandre Dumas. Die vier Freunde leben es vor, wie sie auch in schwierigen Situationen füreinander einstehen und keinen im Stich lassen. Das ist auch in unseren Tagen das große Thema in der Gesellschaft, in der plötzlich ganz andere Themen wichtig sind als vor einem Jahr. Da haben wir diskutiert, ob die Sommerzeit abgeschafft werden soll oder nicht. Das scheint alles lange her zu sein und ist heute eines unserer geringsten Probleme. Jetzt geht es darum zusammenzustehen, eine Zeit lang zurückzustecken, aber auch auf die zu schauen, die oft nicht im Blick sind, sich kaum bemerkbar machen können in unserer Nachbarschaft, in unseren Gemeinden.

Alltagshelden werden in diesen Tagen gesucht und gefunden: Ärzte und Pflegepersonal, Verkäuferinnen im Supermarkt, die sich teilweise anfeinden lassen müssen, Katastrophendienste und Mitarbeiter in Verwaltung und Regierung, die oft rund um die Uhr arbeiten. Ich finde es gut, dass die Menschen, deren Tun für uns oft selbstverständlich ist oder deren Arbeit wir kritisieren, auf einmal Alltagshelden sind. Parteien beschließen gemeinsam Hilfsprogramme ohne großes Parteiengezänk. Die Maßstäbe verändern sich. Freilich, wenn wir in den Kommentarspalten der Zeitungen und im Internet schauen, dann gibt es immer wieder diejenigen, die verzweifelt Schuldige suchen, weil angeblich zu spät oder falsch gehandelt wurde, weil fremde Mächte das Virus eingeschleppt haben oder andere Sündenböcke gesucht werden.

 An diesem Sonntag Judika geht es um Gerechtigkeit und es wird noch einmal an eine besondere Tradition im alten Israel erinnert, als ein Sündenbock , symbolisch beladen mit allen Sünden des Volkes, am Versöhnungstag im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste gejagt wurde. Jedes Jahr geschah das aufs Neue. Im Predigttext für den Sonntag, im Hebräerbrief, wird dieser Sündenbock umgedeutet als Jesus Christus, der die Schuld der Menschen auf sich nahm als Sündenbock und starb draußen vor dem Tor. Da heißt es im Hebräerbrief:

Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.  Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Das schöne ist dabei:  Jesus stirbt draußen vor dem Tor für die Schuld, und das nicht nur damals, sondern auch für uns heute. Er opfert sein Leben, damit wir das Leben haben. Ein Alltagsheld, dem wir bis heute nachfolgen. Und das Leben, dass wir erwarten dürfen, reicht weitere über unsere Welt hinaus.

„Einer für alle, alle für einen!“ - Das gilt nicht nur für die Musketiere.

Kommen Sie gut in die neue Woche!

Ihr Superintendent Andreas Berger

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